Mittwoch, 1. Januar 2014

Tag 1 – Der Stuhl

Neues Jahr, neues Glück Blog: Heute beginnt mein "Jahr mit immer weniger Kram". Ich hab eine ganze Weile darüber gegrübelt, von welchem Gegenstand ich mich als erstes trennen soll. Es sollte nicht gerade ein Buch oder ein Kugelschreiber sein und auch keine scheußliche Tischdeko, von wegen "Der erste Eindruck zählt" und so (Hallo übrigens an alle, die mitlesen - schön dass ihr hier seid! Und frohes neues Jahr natürlich!). Vor allem aber wollte ich: Ernst machen. Ich wollte mich von einem Ding trennen, dessen Abwesenheit mir jeden Tag bewusst wird. Ich musste dieses Ding nur noch finden.

Auf einmal war alles ganz einfach. Denn da ist dieser Stuhl.

Er steht zwischen Kühlschrank und Sitzbank, also an der Stelle meiner Wohnung, an der die Küche ins Esszimmer übergeht (ich hab eine offene Küche). Der Stuhl ist aus Holz und wahrscheinlich von Ikea, ich hab ihn schon ziemlich lange, bestimmt 12, 13 Jahre. Ich hänge oft Geschirrtücher zum Trocknen über die Lehne, manchmal lege ich ein Backblech drauf ab, wenn ich den Ofen ausräume, ich hänge eine Schürze drüber oder die gelben Gummihandschuhe, die ich zum Abwaschen trage und die mir selber irgendwie peinlich sind. Zu etwas anderem benutze ich den Stuhl nicht.

Das stimmt nicht ganz. Vor einem Jahr habe ich auf dem Stuhl gestanden, als ich eine Wand in meinem Wohnzimmer strich. Da ist weiße Farbe auf die Sitzfläche getropft. Ich habe die ganze Sitzfläche angepinselt, damit man die Kleckse nicht so sieht. Man sieht sie trotzdem. Deswegen liegt meistens ein Kissen auf dem Stuhl. Das Kissen ist bordeauxrot und passt nicht zu den anderen Stuhlkissen in meiner Wohnung. Eigentlich passt es zu gar nichts in meiner Wohnung.

Zwei, dreimal im Jahr habe ich viele Gäste. Dann stelle ich den Stuhl an den Esstisch. Den Rest des Jahres steht der Stuhl rum. Und nervt. Beim Putzen ist er im Weg. Beim Blumengießen ist er im Weg. Beim Auf-die-Sitzbank-setzen ist er im Weg. Er stellt meine Wohnung voll und tut nichts, um das zu rechtfertigen. Der Stuhl kann weg.

Meine Freundin Steph verwandelt alte Stühle mit Pappmaché und Farbe in Kunstwerke. Vielleicht will sie den Stuhl haben.

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