Dienstag, 23. Dezember 2014

Tag 357 - Die Musikexpress-CDs

Weihnachten naht, ich bin bei meiner Familie und hab keine Lust, die nächsten Tage so zu tun, als würde ich fleißig ausmisten, wo ich doch in Wahrheit singend unterm Tannenbaum rumhänge und Lebkuchen esse. Da aber das Motto "jeden Tag des Jahres ein Gegenstand aus meinem Besitz" natürlich weiter gilt, musste eine Vielzahl gleichartiger Gegenstände her, die mich über die faulen Weihnachtstage bringen würde. Etwas Geeignetes fand ich schließlich in einem der berühmten Kartons auf dem Bücherregal: ein Berg Gratis-CDs, die einst der "Musikexpress" beilagen, einer Zeitschrift, die ich in meiner Jugend ziemlich regelmäßig gekauft habe. Wie man sieht - jede CD steht für eine gekaufte Zeitschrift.

Wie alle Jugendlichen fand auch ich in meiner Jugend Musik irre wichtig und bedeutsam. Welche Musik jemand hörte, definierte, wer jemand WAR. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, eine Freundschaft - oder gar mehr - mit jemandem anzustreben, der Technomusik mochte! Heute weiß ich ziemlich genau, wer ich bin und was mir wichtig ist. Ich weiß, dass es Wichtigeres gibt als die bloße Tatsache, dass man denselben Musikgeschmack hat. Dennoch erinnere ich mich mit einem Lächeln an diese Zeit zurück, und die CDs scheinen mir wie Stellvertreter dafür. Wäre es nicht frevelhaft, mich von den CDs zu trennen? Würde ich damit nicht auch die Erinnerung an meine Jugend wegwerfen?

Ach, wisst ihr: Was für ein sentimentaler Quatsch. Die meisten CDs hab ich genau einmal angehört, das meiste nicht gemocht und sie dann in den Schrank gepackt. In den Neunzigern! Die Lieder, die mir gefielen, hab ich mir auf den PC gezogen - ich glaube es war 1997 (ich war damals ganz weit vorne beim Thema digitale Musikverwaltung). Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mühevoll jedes einzelne Lied erst in eine WAV-Datei umwandeln und anschließend in ein MP3 konvertiert habe. Und selbst diese Lieblingslieder vom CD-Berg hab ich seit vielen Jahren nicht mehr angehört.

Natürlich gab es immer mal wieder Pläne, die CDs noch mal durchzuhören. Vielleicht mag ich ja heute was, was mir vor 18 Jahren noch nicht gefallen hat? Kann schon sein. Aber Tatsache ist, ich hab seit Jahren keine Lust darauf. Ich leg den Plan jetzt zu den Akten. Und die CDs können weg.

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