Donnerstag, 5. November 2015

Übers Aufbrauchen

Wer mag schon Wiederholungen? Ich jedenfalls nicht. Man könnte sagen, ich bin regelrecht abwechslungssüchtig. Habe ich nur zwei Brotbeläge zur Auswahl, esse ich am Wochenende zum Frühstück nur ein Brötchen. Sind aber Cheddar, Zeigenkäse, Serranoschinken UND Salami da, ärgere ich mich, dass ich nach eineinhalb schon satt bin. Es gibt einige Filme, die ich mir eigentlich gern ein zweites Mal ansehen würde. Aber jedesmal, wenn ich so etwas tue, ärgere ich mich: In der Zeit könnte ich schließlich auch einen Film sehen, den ich noch nicht kenne. Und als letzte Woche bei der Chorprobe jemand meinen Pulli lobte und jemand anderes sagte: "Stimmt, den hattest du letzte Woche doch auch an, ist mir gleich aufgefallen, wirklich hübsch", war mir das ziemlich unangenehm.

Diese Abwechslungssucht hat einige irritierende Folgen. Sie äußert sich beispielsweise in einer leicht beschämenden Anzahl rosa- und pinkfarbener Kapuzenpullover. Aber hey! Ich mag sie alle ... alle vier (Ich schwöre außerdem, sie sind alle sehr, sehr unterschiedlich! Echt jetzt.). Insofern besteht hier kein #daskannweg-Aktionsbedarf.

Anders sieht es mit Verbrauchsgütern aus. Das Gewürzfach in meinem Schrank und mein Vorratsschrank füllen sich abwechslungssucht-bedingt immer wieder auf magische Weise mit Lebensmitteln. Sie aufzubrauchen, bevor sie ablaufen (oder zumindest, bevor sie so lange abgelaufen sind, dass ich sie irgendwann nicht mehr essen mag), ist manchmal der reinste Psychoterror. (Ihr erinnert euch an "Hör auf zu horten", nehme ich an.)

Glücklicherweise gibt es auch Verbrauchsgüter, die nicht so schnell verbraucht werden müssen. Zum Beispiel Badezusatz. Aufgrund der beschriebenen Abwechslungsssucht - und weil ich immer mal wieder einen geschenkt bekam - hatte ich Anfang 2014 eine beachtliche Sammlung an Badezusätzen. Nun finde ich Baden an und für sich großartig, aber öfter als ein-, zweimal im Monat steige ich dann doch eher selten in die Wanne. Ich fasste also zu Beginn des #daskannweg-Jahres den Entschluss: Von nun an wird aufgebraucht! Keine neuen Badezusätze mehr, so lange die alten nicht leer sind. 

Ich weiß nicht mehr genau, wie viele verschiedene Sorten es waren, aber: Es waren viele. So viele, dass das siffige, billige Körbchen randvoll war damit, Flasche an Flasche. Vorige Woche waren es nur noch drei. Eins davon war ein Badezusatz namens "Zeit für Zweisamkeit" mit schwarzem Nachtjasmin. Ich hatte es lange vermieden, es zu benutzen, denn ich hatte noch in Erinnerung, dass ich es nicht mochte. Meine Erinnerung hat mich nicht getrogen, selten hat Baden so wenig Spaß gemacht wie in dieser betörend-schweren Suppe. Nach dem Bad landete "Zeit für Zweisamkeit" straight im Müll. Und ich kann - nicht ohne Stolz - vermelden: mission accomplished. Denn nun besitze ich nur noch zwei Badezusätze, einer davon zur Entspannung, der andere gegen aufkommende Erkältung. Kann man nix gegen sagen, oder was meint ihr?

Aufbrauchen ist quasi #daskannweg light. Es beginnt mit dem Gedanken: Ich habe genug davon, ich brauche nichts Neues. Oft genug stelle ich dann aber während des Aufbrauchens fest, dass ich gar keine Lust habe aufzubrauchen. Dass es einen Grund gibt, warum ich den Badezusatz/die Gewürzmischung/das Parfüm/die Halsbonbons noch nicht aufgebraucht habe, warum ich mir vorher mehr vom Ähnlichen, Anderes, Neues gekauft habe. Dann wird aus dem #dasbrauchichauf doch noch ein #daskannweg.

A propos: Das siffige Körbchen, in dem nun nur noch zwei Flaschen Badezusatz ganz verloren herumstehen - das kann auch weg.